Codex Alera: Der Bürgerkrieg in Parcia

Paris schluckte bei Tristans Frage. Er hatte wohl etwas zu dick damit aufgetragen, ihn mit einer solch sinnlosen - ja - zeitverschwenderischen Frage zu belästigen. Tristan war eher der ruhige Typ. Oder eigentlich redete er generell sehr wenig. Paris fand das auf Spionage- oder Ausspähmissionen wirklich angenehm. Er hatte schonmal mit einem Idioten, der nicht die Klappe halten konnte, bei einer Spionagemission beinahe den Kopf verloren. Zwar konnte Paris nicht verstehen, warum Tristan das Reden generell mied, aber er konnte es akzeptieren...

Paris holte tief Luft und sagte schließlich: " Fridrich schickt uns, einen der Werhöfe, von denen er noch kein Lebenszeichen bekommen hat, auszukunschaften. Wir sollen so schnell wie möglich aufbrechen." Paris guckte dem Mann vor sich in die Augen. Er sah etwas genervt aus. Ob er ihm überhaupt zugehört hatte? Oder wollte er einfach nicht? " Hm.... aber ganz unter uns... ich hatte eine ziemlich kurze Nacht, wenn du noch ein bisschen warten willst... " Paris zuckte mit den Schultern.

Wäre er nicht er gewesen, hätte er wahrscheinlich gelächelt. Aber Tristan lächelte nicht... nie. Paris schien bemerkt zu haben, dass ihn seine sinnlose Fragerei nervte, doch
Doch er kam auf dem Punkt, worauf hin Tristan ihn nur einen langen Blick schenkte.

Spionage, das war die Lieblingsaufgabe, die Friedrich ihm sehr oft gab. Wahrscheinlich weil er sich dafür sehr qualifiziert erwies. Als schweigsamer Holzwirker... durchaus nützlich. Und obwohl Paris anfangs mit seiner fröhlichen Art nicht so wirkt, wusste Tristan, dass es anders war. Er hatte den talentierten Späher schon oft gesehen und beobachtete. Paris konnte so schnell verschwinden, deswegen musste Tristan sogar zugeben, dass es ihm unwohl war.
Er wollte nicht wissen, warum Paris nicht gut geschlafen hat und sein Angebot mochte vielleicht liebt gemeint sein, allerdings fand er es als sinnlos. Er verzichtete auf Essen, auf Schlaf... auf einfach alles, wenn es darum ging einen Auftrag auszuführen.
Tristan blickte Paris tief in die Augen und sagte schließlich:"Ich bringe das Weg, dann bin ich da"

Paris nickte nur stumm, und guckte Tristan hinterher. Paris fand, das dieser Kerl ein solches Maß Autorität ausstrahlte, dass er ohne es zu merken sogar Haltun angekommen hatte. Der Blick von Tristan wirkte so ... erfahren. Paris bewunderte ihn irgendwie. Er schein so vertraut mit der Natur, und ihren Elementaren, und hielt offenbar deshalb nicht so viel von menschlichen Kontakt. Wie lange war es her, das sich Paris wirklich mal mit Rinozar (seinem Elementaren) beschäftigt hatte? Er hatte ihn mit 11 bekommen, und damals hatte er jeden Tag mit ihm herumgespielt, sich sogar mit ihm unterhalten. Auch wenn er nie geantwortet hat, so hatte es ihm nie viel aus gemacht. Heute gab er ihm nur noch Befehle - ihn zu verbergen, Äste zu bewegen.. oder wie vorgestern - zu töten. Paris nahm sich vor, in Zukunft mehr auf seinen Elementar zu lauschen. Im Süden gaben die Menschen ihren Elementaren nichteinmal nahmen, aber im Norden an der Schildmauer, der Heimat von Paris, glaubte man sogar an die Persönlichkeit des Elementaren.

Paris schweifte noch in seinen Gedanken, als sich Tristan lautlos näherte. Paris bemerkte ihn nur, weil sein Elemntar ihn ein Blatt ins Gesicht wehte. Als Paris Tristan sah, nickte er ihm zu, sagte dann: " Wir müssen nach Westen, bis zum Sonnenuntergang sollten wir den Hof erreicht haben. Wir werden den ganzen Weg durch den Wald zurücklegen müssen, da feindliche Patrouillen überall die Dammwege bewachen. Und da ich neulich fast umgekommen wäre, weil ich meinen Tarnschleier zu lange benutzt habe, werde ich meine Holzkräfte heute schonen müssen - deshalb bitte ich dich, mich in deinen Tarnschleier miteinzuschließen, wenn wir über eine freie Ebene müssen. Außerdem kenne ich die Elementare der Wälder im Westen nicht so gut. War immer nur für die Wälder im Nordosten zuständig. Fals ein Gebiet von wilden Elementaren durchzogen wird, müssen wir die Route ändern, und kommen vielleicht später an..." Paris atmete tief durch - er redete zu viel. " Was ich eigentlich sagen wollte - du musst mich führen, und mich verbergen..."

Tristan nickte noch einmal und machte sich auf den Weg. Irgendwie bemerkte er den Blick des Kriegers in seinem Rücken, doch es störte ihn nicht.
Die Mine kam in sich, das "traute Heim". Tristan mochte es nicht, und wäre Magda nicht dort gewesen, so hätte er es noch mehr gemieden.
Doch für sie ging er überall hin.
Wie lächerlich es doch eigentlich klang. Doch ihm war es egal, denn es stimmte.
Magda bedeutete ihm mehr, als jeder andere den er kannte. Mehr als seine Mutter, mehr als seinen Vater.

Er betrat die Miene und bahnte sich seinen Weg über die Kisten und kleinen Möbeln, den Kranken und Verwundeten und den Schlafenden. Die Gerüche von Menschen, die jeden Tag beieinander lebten, der Schweiß und die schimmligen Wunden. Tristan hasste es und er war froh, sobald er heute nach draußen Aufbrechen durfte. Magda war wie immer an der Kochstelle zu finden, wo sie einen Eintopf kochte. Als sie Tristan bemerkte lächelte sie breit. Er mochte ihr Lächeln. Es war so ehrlich.
"Tristan... schön dich zu sehen" sagte sie und bemerkte seine Beute, welche er zu gleich unsanft auf den Holztisch legte.
Sie begutachtete die Kaninchen und die Fasane und sagte:" Wunderbar! Daraus kann ich was machen!" Sie fuhr sofort fort und meinte:"Hier, was zu essen"
Magda reichte ihm eine Schüssel mit Eintopf, doch Tristan hatte keinen Hunger und schüttelte nur den Kopf. Sie sah ihn Vorwurfsvoll an und sagte:
"Das hast du dir aber verdient" Er war manchmal schlimmer als ein kleiner Junge.
"Ich habe einen Auftrag" antwortete er knapp und bemerkte, das Magda spürte, das es ihm wirklich ernst war. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und seufzte. Die roten, struppigen Haare fielen ihr quer übers Gesicht.
"Okay... dann nimm wenigstens den mit." meinte sie und warf ihn einen Apfel zu, welchen der Jäger etwas überrascht auffing.
Er nickte dankbar und machte kehrt. Endlich aus der Höhle heraus.

Paris war bereits draußen, wartete an der Esche, als hätte sich nichts verändert. Tristan erwiderte das nicken nicht, denn sie hatten sich heute schon begrüßt. Er hörte dessen Anweisungen genau zu, doch am meisten konnte er etwas mit dessen letzten Satz anfangen.
Auch wenn Tristan ungern seinen "Tarnschleier" benutzte, so wollte er Paris nicht wieder sprechen. Außerdem kannte er die Wälder ein wenig besser als der andere Holzwirker. Doch er wusste, dass er ihm voll und ganz vertrauen konnte. Er schenkte ihm noch einmal einen Blick, dann marschierte er bereits zielstrebig in das Dickicht des Waldes.

Offenbar hatte Tristan verstanden, denn er ging sofort und zielstrebig los. Nun, Paris sollte es recht sein, er schultete noch seinen Rucksack.... der lag ja noch in der Höhle! " Ähm... warte mal bitte kurz..." stammelte er mit rotem Kopf, machte auf der Stelle kehrt und rannte zurück in die Höhle, um sich dort seinen Rucksack, der schon fertig gepackt war, zu nehmen und zu schultern, und wieder aus der Höhle heraus zu rennen. Wieder draußen angekommen. Entschuldigte er sich knapp bei Tristan, und folgte ihm schließlich in den Wald.

Rinozar nahm nicht Gestalt an, jedoch bewegten sich die Laubblätter um Paris herum, als wären sie von Wind dazu bewegt worden...

Zerstreutheit. Damals, als er noch ein Kind war, war er genau so... also zerstreut. Unüberlegt und unkonzentriert.
Doch er war erwachsen und vielleicht sogar zu konzentriert. Vielleicht war er deshalb immer so ernst. Doch das tat nichts zur Sache. Schweigend wartete der Jäger auf Paris, in dem er gegen einen Baum lehnte und seinen Apfel aß. Er liebte Äpfel. Es erinnerte ihn, an den Ort, an dem er fast seine ganze Kindheit verbracht hatte.
Auf dem Apfelbaum.
Mittlerweile gibt es ihn nicht mehr. Er ist gefällt wurden, damit man dort einen Friedhof für die Gefallenen der Schlacht bauen konnte. Das einzige was er noch besaß, war eine kleiner, brauner Lederbeutel voller Apfelkerne. Sie stammten von dem Baum, doch Tristan hatte bis jetzt noch keinen Ort gefunden, wo er sie pflanzen konnte.
Vielleicht einmal, auf dem Grab eines Freundes. Der Jäger verabscheute Gräber. Ein Holzkreuz, lieblos aus zwei Stöcken zusammengebunden, welches wackelig in der schmutzigen Erde steckte. Dabei hieß es doch immer, Gott liebt euch alle. So viel dazu. Er machte sich oft Gedanken über die Götter, oder allgemein über die "höheren Mächte". Doch sie endeten immer in wirren Gedankengängen, die zu nichts führten. Aber es war ein guter Zeitvertreib.

Paris kam schnell zurück, den Rucksack über den Schultern. Er entschuldigte sich, welche Tristan nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Die beiden machten sich auf, durch den Wald und Tristan schlich voran und wich geschickt den Zweigen aus. Es war, als würde er jeden Tag hier entlanglaufen und so war es auch. Er kannte die Tiere, deren Trampelpfade, wusste, wo der nächste Teich war und wo er etwas zu Essen fand.
Es wurde schnell dunkel und die herrliche Nacht senkte sich über den Wald. Vom Prinzip wäre er weiter gelaufen, doch langsam wurde das Gebiet ihm immer unbekannter.
"Wir machen hier Rast" wies er an und deutete auf eine große Baumwurzel. Außerdem brauchte Paris seinen Schlaf, anders als der Jäger, auch wenn dieser ungern auf seinen eigene Schlaf verzichtete. Allerdings müsste einer von ihnen Wache halten und das würde Tristan selber übernehmen wollen.
"Ich werde Wache halten"

Paris folgte dem schweigenden Holzwirker leise und mit Bedacht, doch waren seine Sorgen unnötig, da sie sich ausschließlich durch Waldgebiet bewegten. Am Ende des Tages hatten sie den Wehrhof immer noch nicht erreicht. Paris fühlte sich durch die Anstrengungen der letzten Tage ausgelaugt und hätte an Ort und Stelle einschlafen können, vorallem nach diesem langen Marsch. Doch er wollte den Schutz der Dunkelheit nicht schlafend unausgenutzt lassen, deshalb schlug er vor: " Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen. Wenn wir den Wehrhof bei Nacht untersuchen können, ist die Wahrscheinlichkeit das wir entdeckt werden, noch geringer...."

Der Fluss, natürlich, schließlich war hier weit und breit kein Wasser. Der Fluss war zwar nur einen Steinwurf entfernt, aber beide Steine tragen, das war... natürlich kein Problem.
Er nickte ihm zu und stellte den einen neben den anderen, umfasste sie dann rücklings und trug sie auf dem Rücken hinaus aus der Mine, dann sah er sich kurz um.
"Mal so unter uns, weißt du, wo wir lang müssen? Ich weiß nicht, in welche Richtung." Es war ihm mehr oder weniger peinlich, aber hey, er war kein Wasserwirker, warum um Wasser sorgen machen? Erde gab es hier schließlich genug.
"Glaubst du, dass es jetzt ewig so weitergeht? In einer Höhle hausen... Verstecken und all so einen Scheiß, das klingt für mich nach Abenteurern und... Obdachlosen, aber nicht nach Söldnern. Hätte nie gedacht, dass man Söldner bezahlt um sich sowas anzutun, wobei der nette Fridrich wissen müsste, dass Söldner dem... unterstehen," er vermied das Wort "dienen", "der am meisten zahlt. Klar, bei Fridrich sieht es sehr rosig aus, aber hast du bisher auch nur eine Münze davon in die Hand gedrückt bekommen? Also ich nicht. Vielleicht behält er das alles bis zum Ende und lacht uns aus, weil wir ihm bis dahin in den Arsch gekrochen sind?"
So viel Skepsis kannte er von sich aus gegenüber Fridrich nicht, aber man wusste derzeit sowieso nicht, was man sich alles erlauben oder worüber man nachdenken sollte. "Zeig mir den Weg und ich spiel das Pferd."
Er grinste ihn an, der Stahlwirker war ihm in Sachen körperlicher Kraft zum Glück unterlegen.

Bennett sah zu wie Alerio die beiden Steine einfach auf den Rücken hob und zu ihm rüber kam. Ob das einem Steinwirker wohl von Natur aus leichter fiel, oder war der Kerl einfach so stark wie ein Bär?
Der Anblick erinnerte ihn an das Training als er jünger war, da hatte er auch Steiner oder Säcke voll Sand schleppen dürfen... Muskeln aufbauen, und das Stahlwirken stärken.
Auf die Frage wo sie hin müssten nickte er nur, und ging voran ein Stück entlang des Pfades der zur Mine führte, dann durch eine kleine Schneise zum Ufer des kleinen Flusses. Fridrich konnte er nicht sehen, der war wohl ein Stück weiter gegangen um wirklich ungestört zu sein.

Als Alerio's Worte hörte, sah er kurz zu dem anderen Söldner hinter ihm, sein Gesichtsausdruck so gleichgültig wie immer.
"Bist du noch betrunken? Solltest dich mal selbst hören."
Er ging weiter und blieb an einer geeigneten Uferstelle stehen, sah nochmal zu dem Ritter Terra und kniete sich dann hin um alle Messer auszupacken und zu begutachten.
"Mit dem Geld, das er uns gegeben hat, könntest du jederzeit gehen und bräuchtest vermutlich nie mehr als Söldner zu arbeiten. Oder wurde dir deins schon gestohlen?"
Scheinbar hatten Paris' Messer es weniger nötig als die anderen... Klar, wenn er so viele hatte benutzte er sie ja nicht immer alle.

Irgendwie konnte er sich Alerio nicht als Pferd vorstellen... wirklich garnicht.
"Leg sie irgendwo dort hin." Er deutete an das Ufer neben ihm und legte die Messer nebeneinander hin, sein Schwert würde er als letztes schärfen.
"Wenn du gehen willst kannst du das tun, der Herr hat es allen freigestellt. Dann musst du aber auch deiner kleinen Freundin Adieu sagen."

Bennetts Bemerkung, ob er immer noch betrunken sei, waren in Alerios Augen unbegründet. "Wieso zum Henker sollte ich das sein? Wenn dem so wäre, dann hätte ich dir diese Steine schon längst um die Ohren geschmissen. Auch wenn ich sie derzeit etwas... unglücklich für's Werfen halte." Er verzog die Lippen und ging weiter.
Nun am Fluss angekommen, ließ er die Steine vom Rücken gleiten und stellte sie auf, befestigte sie mit Ästen, die er auf dem Weg aufsammelte. "Klar habe ich es noch, aber der Mensch ist gierig. Ich will damit nicht sagen, dass ich es auch bin, aber ich sage dazu sicherlich nicht nein." Er zeigte nun auf Bennett. "Und du auch nicht. Wobei, so sicher wäre ich mir da nicht."
Wahrscheinlich war Bennett alles gleichgültig, so wie er jedesmal drein schaute.
Er sah ihn nur lächeln oder grinsen, wenn er betrunken war. Das erste und letzte Mal war immerhin auf dem Hof von... wie hieß er gleich? Anscheinend hatte er doch zu tief in Glas geschaut.
"Ach was." Er winkte ab, sein Kommentar betraf seinen Gedankengang.

Die Sonne schien bereits und hier unten am Fluss war es gar nicht mal so hässlich. War fast schon so, als wäre es wie aus Geschichten von einer Idylle. Hier würde es sich leben lassen. "Vielleicht kann man hier ja ein kleines Lager aufschlagen."
Er verengte seine Augen zu Schlitzen und spähte in den Fluss. Seine Hoffnung war, Fische zu entdecken, und genau das tat er. Sie waren auch gar nicht ma so klein. "Vielleicht zum Fischen..."
Dann schüttelte er den Kopf ob Bennetts Aussage. "Nein, gehen? Einen Teufel werde ich tun, hier wird man gut behandelt und ich habe hier doch super Gesellschaft, nicht?" Er grinste Bennett an. "Sag bloß, du wünschest uns die Pest an den Hals."

"Deine Steinchen würden mir eh nicht weh tun." Diese Aussage konnte man nun deuten wie man wollte, natürlich würde er die Schmerzen wohl nicht spüren, aber wenn er wirklich mit voller Wucht von einem solchen Klotz getroffen werden sollte, gäbe was wohl schon mehr als ein paar blaue Flecken.

Er sah Alerio kurz zu wie er die Steine aufstellte und hob dann den Blick als der Erdwirker auf ihn zeigte. Nein zu Geld würde er selbstverständlich nicht nein sagen. Allerdings wusste er auch nicht wohin damit. Jetzt hatte er schließlich so viel davon, wenn er versuchen würde es wie bisher zu versaufen würde er dabei wohl mehrmals draufgehen.
Er konnte nicht sagen wieso, aber das ganze gefiel ihm nicht.

Bennett schob die Ärmel seines ehrlich gesagt ziemlich dreckigen Shirts hoch... vielleicht wäre es besser, das Ding ganz auszuziehen und schnell im Fluss zu waschen?
Später vielleicht. Er schaufelte mit den Händen etwas Wasser auf die Steine, dann fing er an das erste Messer zu schärfen während Alerio laut überlegte ob er wohl Fische fangen sollte.
Als der andere sich zu ihm umdrehte und den Stahlwirker angrinste, hielt er kurz inne um zu Alerio hochzusehen.
"Die Pest an den Hals wünschen?" das brachte ihn wieder auf den Gedanken von vorher. "Nein, aber..."

Gut, vielleicht war es besser das jetzt nicht zu sagen. Beim letzten Angriff waren viele Männer gestorben, und die meisten die übrig blieben waren noch tief betroffen... Es wäre taktlos von ihm zu sagen, dass er sich nach weiteren Kämpfen sehnte.
Das war auch, was ihm an Fridrichs Geld nicht gefiel. Es war einfach zu viel und es war zu einfach. Man mochte ihn komisch nennen, aber er wollte für sein Geld arbeiten. Auch ein Krieg klang nicht schlecht in seinen Ohren. Frauen, Alkohol, warmes Quartier... Das alles hatte nur dann Bedeutung, wenn es keine Schlacht zu schlagen gab.

"Und meine kleine Freundin würde ich einfach mitnehmen, wenn ich gehe.", fügte er leise hinzu, etwas gedankenverloren.
Er wandte sich zu Bennett, der über die Steine witzelte. "Diese Steinchen würden dich, in deinem Falle, vielleicht so hinterlassen, dass du zwar, vielleicht nicht stirbst, aber genug davonträgst, dass er weit über Prellungen hinaus geht." Er lachte, trotz seiner, wenn auch nicht ernst gemeinten, Entgegnung.

"Weißt du, so viel Geld wie es hier gibt, das ist doch nicht normal! Der hätte sich ein verdammtes Anwesen, drei mal so groß wie das der anderen bauen können, und davon immernoch 'ne Armee beschäftigen. Bestimmt ist da etwas nicht ganz sauber. Ich sag dir eins, wenn der uns ein Messer in den Rücken rammen will und ich davon Wind bekomme, bin ich der erste, der streikt." Vielleicht war er albern, aber was hatte er sonst zu tun? Schleifen war für ihn nichts neues, außerdem war es nicht er, der die Arbeit übernahm, sondern der Stahlwirker.
Kurzerhand darauf streckte er sich und gähnte, irgendwie war er immernoch müde. "Mann, wir haben so wenig zu tun, dass ich davon schon müde werde. Keine Gefahr, keine ständige Angst um sein Leben. Wo kommen wir da noch hin? Dann kriegen wir das Gold zugeschoben ohne was zu tun. Das kommt mir ganz schön Canisch vor."
Ein Kopfschütteln später stand er auch schon von Bennett abgewandt, sah sich erneut um und kratzte sich am Kopf, dann fing er an, mit sich selbst zu reden. "Wenn ich das hier und das zusammennehme..."

Bennett erwiderte darauf nichts mehr, Alerio hatte schließlich recht. Er hatte schon so einige Erdwirker als Gegner gehabt, sei es nun in einer Schlacht oder einer Kneipenprügelei gewesen - und eins musste man ihnen lassen, egal ob mit wirken oder ohne, ordentlich draufhauen konnten sie alle.
Dass Bennett das einfach ab konnte war eine andere Sache, aber eine gebrochne Rippe war nie vorteilhaft, selbst wenn man die Schmerzen nicht spürte.

"Ist das nicht alles das Geld der Herrin?" Er nahm langsam an, dass Alerio wohl so tief ins Glas geschaut hatte dass die Hälfte seiner Hirnzellen ins Koma gefallen waren.
Allerdings kannte er sich nicht groß mit der Geschichte des Landes aus, und vergangene Verräter interessierten ihn nicht. In seiner Familie wurden die Jungen nicht zur Kultur erzogen - was sich als Nachteil erwies, sobald der Krieg dem Frieden wich. Als ältester Sohn waren sie sicher gewesen, dass auch er wie sein Vater in die Schlacht ziehen - und dort vermutlich sein Leben lassen würde.
Nur war das nie so gekommen, und nun musste er irgendwas anderes mit diesem Leben anstellen. Immerhin war er schon weit herumgekommen.

Und jetzt saß er an einem Fluss, Messer zu schleifen. Nach einer Weile erachtete er das erste für annehmbar und griff einen Stock um die Schärfe zu testen. Die Klinge bestand den Test, also legte er sie zu Seite und machte mit der nächsten weiter.
Was Alerio da vor sich hin murmelte, damit konnte er nicht wirklich was anfangen.
"Kühl dich im Fluss ab, du redest wirres Zeug."

Bennetts Bemerkeung hörte er zwar, doch er erwiderte darauf nichts. Stattdessen drehte er sich um und setzte sich neben ihn.
"Ich denke ich mache mir zu viele Sorgen. Das ist komisch, das habe ich nie gemacht, jetzt weiß ich auch, was alle damit meinen. Ich sollte damit aufhören." Ein Schulterzucken mehr und seine Augen behielten Bennett im Blick.
"Wo kommst du eigentlich her? Wenn wir uns schon noch ne Weile auf die Nerven gehen, dann würde ich gerne wissen, mit wem." Es war immerhin nicht üblich, dass Söldner, die zusammen arbeiteten nicht mehr als ihre Namen kannten, und gewissermaßen waren die anderen Dinge wie Heimat oder Familie auch nicht wichtig für einen Job, aber wie das hier lief, wuchsen sie wahrscheinlich noch alle zu einer Familie zusammen. Der Gedanke war vielleicht nicht schlecht, jedoch recht ungewöhnlich.
"Ich für meinen Teil bin aus Imperia... vor der Vord Scheiße natürlich." Er schaute kurz abwesend drein.
"Hab keine Ahnung wo meine Familie jetzt ist, ich habe sie verlassen, um Söldner zu werden." Nun fing er an zu grinsen.
"Ich habe drei Schwestern, eine davon wäre bestimmt was für dich." Ein leichter Stoß gegen Bennett erfolgte, dann schaute Alerio kurz hoch, seufzte dabei. "Wobei ich denke, dass Anhänglichkeit nichts für dich ist... vielleicht hat sie sich ja geändert.
Sie hat langes, schwarzes Haar und volle Lippen. Naja sie ist vielleicht nicht die dünnste, aber ihre Kurven können sich sehen lassen. Verstehe mich nicht falsch, sie ist meine Schwester und ich beurteile Objektiv."
Es war nicht üblich, dass er über seine Familie sprach, warum auch? Er war immerhin ein Söldner, dort, wo der Kram eben niemanden interessierte. "Ach, was rede ich eigentlich. Ich versuche ja doch nur die Zeit tot zu schlagen..."

Zu viele Sorgen? Vielleicht.
Zu viele Gedanken? Auf jeden Fall.
Alerio musste wirklich unglaublich gelangweilt sein, vielleicht sollte Bennett ihn dazu einladen beim Schleifen mitzuhelfen?

Die Frage wo er herkam hatte er nicht erwartet, allerdings setzte er beim Schleifen auch nicht ab, sondern schwieg und arbeitete einfach weiter. Eigentlich ging es Alerio nichts an, sie schlugen wirklich nur Zeit tot, und seiner Herkunft war nun wirklich alles andere als interessant.
Bald genug fing der Ritter Terra dann auch schon an über sich selbst zu reden, das war Bennett auch nicht unrecht. Dem anderen machte das Reden sowieso mehr Spaß, da konnte er den Teil ja ruhig übernehmen.

Der Stoß gegen die Schulter ließ ihn wieder kurz absetzen, damit er nicht mit dem Messer abrutschte und am Ende noch irgendwem ein Auge ausstach.
Bennett wartete ab als Alerio seine Schwester beschrieb, dann sah er auf und dem anderen Söldner ins Gesicht.
"...jünger oder älter als du?"
Das war natürlich auch nicht ernst gemeint, aber das mit dem scherzhaften Grinsen hatte er auch immer noch nicht drauf.

Wie zu erwarten bekam er natürlich keine Antwort, obwohl ja wenigstens ein Nicken gereicht hätte. Nun, wenn man mit dem Stahlwirker unterwegs ist, muss man mit einem Stillschweigen genügsam sein, sonst ist man wohl am falschen Mann.
Nun, immerhin konnte er Schleifen, und schlecht im Kampf war er auch nicht, aber das war zu erwarten. Alerio fragte sich, ob Bennett nicht langweilig ist, da Stahlwirker ja eigentlich den Kampf bevorzugen. Nun, wenn ihm bis zum Tode nichts einfiel, konnte sich der Stahlwirker bestimmt zum anderen Hof schleichen und dort Amok laufen. Ob er das im Alleingang schaffen würde? Die Frage hob er sich lieber für später auf.
Doch nun schien Bennett Interesse gefunden zu haben, dachte Alerio jedenfalls, bis er sein Grinsen sah. Eindeutig, mit ihm stimmte etwas nicht, doch wenn er schon fragte...
"3 Jahre Jünger als ich. Hab sie das letzte Mal gesehen, als sie am Fridrich-Hof vorbei kam. Sie hat mich erkannt, und ich sie, aber wir haben uns verhalten als ob wir uns nie gekannt hätten. Schätze meine Familie hat es mehr mitgenommen als angenommen. Was soll's, ich sollte mir keinen Kummer bereiten. Bringt ja alles nichts."

Der Stahlwirker wirkte auf Alerio jeden Tag familiärer, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass Alerio einfach gute Dinge sehen will. Möglich ist, dass er dem Stahlwirker auch einfach egal ist und die beiden nur etwas zusammen tun, weil sie mehr oder weniger dafür bezahlt werden und im selben Boot sitzen. Letztendlich war keine Zeit so Sentimental zu werden, lieber sollte er sich darauf konzentrieren, in welcher Situation sie sich befinden.

Wie Alerio über ihn dachte, das wusste Bennett natürlich nicht. Seiner eigenen Meinung nach stimmte alles mit ihm, aber dann wiederum konnte ja auch jeder seinen eigenen Sinn haben.
Er sah den Erdwirker noch kurz an, dann konzentrierte er sich wieder auf das Messer in seinen Händen. Drei Jahre? Viel zu jung.
Aber den Gedanken sprach er nicht aus, sondern betrachtete die Klinge und prüfte nun auch diese auf ihre Schärfe bevor er sie weglegte.

Zuhören tat er trotzdem noch. Alerio hatte seine Familie also wirklich einfach zurückgelassen? Gut möglich dass er ihnen damit Probleme bereitet hatte.
"Bist du nicht der älteste Sohn?" Sicher hätte er viele Verpflichtungen innerhalb der Familie gehabt. Wenn er dazu auch noch der einzige Sohn war, um so mehr.

Bennett nahm jetzt Alerio's geschwungene Klinge zur Hand und besah sie sich genauer um festzustellen wie sie geschliffen werden musste.
Es war ja nicht so, dass er den anderen nicht leiden konnte, eher im Gegenteil. Wenn ihn das Gerede wirklich stören würde, würde der Stahlwirker entweder gehen oder es komplett ignorieren.
Er war ganz klar nicht der Größte darin, Freunde zu finden. Und das war ihm ganz recht so, denn meistens am Ende blieben eh nur Gräber - wenn man Glück hatte. Wenn man Pech hatte, blieb garnichts. Aber dann wiederum war ein Grab auch nicht viel wert in seinen Augen, wer tot ist ist tot.

Bennett kannte sich immerhin mit Sitten und Begebenheiten aus, aber er hatte ja schließlich auch Familie. "Der älteste ja. Und auch der einzige." Ihm war bewusst, dass er einiges zu tun hatte, aber warum mit solchem Kram aufhalten, wenn man Abenteuer Erleben kann, sich Geld in die eigene Tasche streicht und kein Tag wie der andere ist? Schließlich hatte er all das jetzt, und er fand es nicht schlimm. Warum sollte er?
"Ich habe auch keine Schuldgefühle. Dazu gibt es einen Grund. Als ich sie traf sah sie gesund genug aus, wobei sie allein war. Ich weiß nicht, ob überhaupt noch jemand von ihnen lebt." Sein Blick folgte dem Verlauf des Flusses. "Und es ist mir auch egal."
Immerhin war er ein Söldner, da blieb keine Zeit, sich um seine Vergangenheit zu kümmern, doch irgendwie blieb ihm Zeit.
"Ich werde mal in den Wald gehen, ist mein Messer fertig?"
Nun flog sein Blick wieder zu Bennett und sah ihn fragend an.
Seit er ihn kannte, wenn man es kennen nennen darf, hatte Bennett nie viel gesprochen, kaum eine andere Miene gezogen und, wenn er sich recht erinnerte, nicht einmal gelacht. Er war ein anderer Geselle, aber immerhin konnte er Taten sprechen lassen, was Alerio gefiel. Er wusste ja nicht, was der Stahlwirker in seiner Freizeit machte, geschweige denn, als sie sich auf dem Oskar-Hof befanden, sie waren ja getrennt.

Auch interessant. Alerio war also wirklich einfach gegangen? Vielleicht hatte seine Familie einfach keine Möglichkeit gehabt, ihn zurückzuhalten. Oder sie hatten wirklich keinen Mann in der Familie gebraucht.
Was wusste so ein Dorfkind wie Bennett schon vom Leben in der Hauptstadt? Nichts. Nur einmal war er dort gewesen, und obwohl es dort viele Aufträge und viel Geld gab... Das war es ihm nicht wert.

Als er die Frage nach dem Messer hörte, hob der Stahlwirker kurz den Kopf um dem anderen ins Gesicht zu sehen.
"Natürlich nicht." antwortete er ganz einfach. Die geschwungene Klinge würde länger brauchen, weil sie nicht gleichmäßig geschliffen wurde.
"Wenn du ein Messer brauchst, nimm eins von denen." Er deutete zu den beiden Messern von Paris die schon fertig waren, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Schleifen widmete.
Alerio's Klinge gefiel ihm, sie hatte eine gute Form und war noch dazu aus ordentlichem Metall gemacht. Es würde Spaß machen, sie zu schärfen... Ja, das war was Bennett unter Spaß verstand, und deswegen hatte er auch nichts dagegen den ganzen Vormittag mit einer vermeintlich langweiligen Arbeit wie dieser zu verbringen.

Na gut, die Klinge war noch nicht fertig, war ja auch nicht weiter schlimm. "Dann werde ich eben noch ein wenig warten, ich gehe nich ohne mein geliebtes Messer. Ich sag' dir, das Ding filetiert nen Menschen in Windeseile, wenn richtig geschwungen." Alerio grinste herausfordernd. Klar, das war sein Messer, also ist er in seiner Sicht auch der einzige, der es richtig benutzen kann.
"Und seine Jagdbeute damit zu zerlegen ist reiner Spaß." Jagen war ohnehin eine Beschäftigung für Alerio, die ihm unglaubliche Freude bereitete, denn dort verließ er sich nicht auf seine Kräfte, sondern das reine Jagdgeschick.
Bestimmt waren sie schon eine Weile hier unten, doch es schien niemanden zu stören und es war ruhig. Sicher würden die anderen sich schon bemerkbar machen, wenn etwas wäre.
"Weißt du eigentlich, wo unser alter Kamerad herumtollt?" Paris hatte er auch seit dem Essen nicht mehr gesehen.

Bennett lauschte den Worten des anderen. So gut war das Messer also? Schwer zu beurteilen, er hatte es ja selbst noch nicht wirklich in der Hand gehabt, außer jetzt beim schleifen.
Zugegeben, er hätte auch nicht erwartet dass er Erdwirker so sehr für einer Klinge schwärmen würde. Klar, es war ein gutes Stück Handwerk, aber irgendwie hatte man da als Stahlwirker auch einen anderen Blick drauf.
Da sollte man halt einen Menschen in Windeseile filetieren können, egal ob das Messer gut oder schlecht war. Und eine besondere Bindung hatte er zu seinen Schwertern bisher auch nicht aufgebaut, er war immer bereit es zu ersetzen sobald es abgenutzt war oder er ein besseres in die Hand bekam.

Stören würde sie wirklich keiner, immerhin hatten alle die Hände voll zu tun, in der Mine ein halbwegs ordentliches Lager einzurichten. Sogesehen waren Bennett und Alerio die einzigen, die im Moment nichts wirklich produktives taten.
Auf die Frage, was Paris denn wohl gerade machte, zuckte Bennett nur leicht mit den Schultern. Den Holzwirker hatte er nicht mehr gesehen seit sie in die Höhle gegangen waren um Steine zu finden.

Der Stahlwirker arbeitete in Stille weiter, bis er meinte dass er mit Alerio's Messer fertig war und es in den Fluss tauchte um die Klinge rein zu waschen.
Er griff sich wieder einen Stock und schnitzte ihn an um die Schärfe zu testen, bevor er es drehte und Alerio sein Messer in in Hand reichte.
"Meiner Einschätzung nach würde es dir jetzt auch Stein schneiden. Allerdings brauchst du dafür wohl kein Messer." Vielleicht traf das aber auch nur zu, wenn er die Klinge hielt... War eh egal.

Also wusste Bennett es ebenfalls nicht, das Schulterzucken war eindeutig. Inzwischen war auch schon seine Klinge fertig, die, Bennetts Meinung nach auch Stein schneiden könnte. "Glaub mir, dafür brauch ich nicht dieses Messer." Er lachte, nahm es dann entgegen. Endlich konnte er sich auf die Jagd machen, die Frage war nur, was. Er entschied sich, es bei Kaninchen zu belassen, alles andere wäre zu aufwandig und schließlich musste er schnell genug zur Mine zurückkommen können und sich nicht zu weit entfernen.
"Ich geh noch mal bei der Mine vorbei, damit ich mein Bärenfell ablegen kann. Soll ich was mitnehmen?" Er zeigte mit dem Daumen hinter sich, als Symbolik des nun zu gehenden Weges. Der Stahlwirker sah zwar nicht so aus, als hätte er viel dabei, aber man weiß ja nie, erst recht nicht bei Bennett.

An Bennett's leerem Blick konnte man erahnen, dass er auch diesen Witz nicht verstanden hatte... Wenn es denn einen gab. Er hatte absolut keine Ahnung, was Alerio meinte, wieso er darüber lachte, oder worüber sie nochmal gesprochen hatten.
Mit der nächsten Frage konnte er hingegen wieder etwas mehr anfangen, wenn auch nichts großartiges. Denn die Antwort lautete wie erwartet "Nein.".
Auch wenn er gern mal für eine Überraschung gut war, in diesem Fall war alles so wie es aussah, und er hatte nichts dabei außer die Messer und die Steine die Alerio für ihn her getragen hatte.
"Allerdings kannst du nach der Jagd mal sehen, ob jemand eine neue Aufgabe für uns hat."

Letztendlich hatte Benett also nichts dabei, und seine Kleidung am Leibe wolle er natürlich anbehalten. "Gut, das werde ich tun, aber schon direkt bei der Mine, wer weiß, ob Fridrich schon mit dem fertig ist, was er erledigen wollte." Er zuckte mit den Schultern, wer wusste schon, was der Mann so trieb und vor hatte, er hatte schließlich seinen Hof verloren und hauste nun mit seinen Angestellten in einer Mine.
"Na denn, wir sehen uns, pass auf dich auf." Er grinste ihm zu, nahm dann sein Messer und kehrte ihm den Rücken zu, ging den Weg zur Mine zurück. Auf dem Weg fragte er sich, was noch so kommen würde, denn er würde für seinen Teil nicht in einer Mine hausen, für den Rest seines Lebens.

Tristan sah den Holzwirker eindringlich an. Man bemerkte Paris Erschöpfung. Er wirkte blass und es zeichneten sich bereits Ringe unter seinen graugrünen Augen ab.
"Ich will nicht riskieren mit einem halb schlafenden und kraftlosen Gefährten entdeckt zu werden. In deinem Zustand bist du so nützlich, wie eine Horde Wildschweine. Nacht hin oder her." knurrte er ein wenig genervt. Er wollte ihn zwar nicht beleidigen, doch Tristan wusste gut genug, dass Paris ein bisschen Schlaf brauchte.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man in der Nacht entdeckt wurde, war vielleicht geringer, allerdings sah man selber auch nicht unbedingt mehr.
Und Notfalls würden sie den Tag über warten. Aber Tristan bestand darauf, dass sein Gefährte ausgeruht und wachsam war. Sonst würden sie schnell in Schwierigkeiten geraten.
Dennoch bewunderte er Paris Entschlossenheit, auch wenn er Paris Beweggründe auf keinen Fall einsehen wollte. Ohne auf die Antwort des Holzwirkers zu warten, schnallte er seinen zerrupften Mantel ab und breitete ihn auf dem Boden aus. Er hatte noch einen Apfel, welchen er Paris zuwarf. Er selber hatte keinen Hunger mehr.

Nun, Paris war ohnehin nicht danach gewesen, sich Tristan zu schreiten. Und als dieser ihm im Dämmerlicht den Apfel zuwarf, und ihn Paris nur mit knapper Mühe fangen konnte, musste er einsehen, dass er heute so oder so bei einer Spionage nur ein Klotz am Bein, wenn nicht gar ein Brocken, der sie verriet. Also biss er in den Apfel, ein ganz normaler seiner Art, jedoch trotzdem schmackhaft, setze sich auf den Laubboden, und legte sich nieder. Das weiche Moos kam ihm sehr gelegen, und bevor er nach der Nachtwache fragen konnte, schlief er ein.

Es war noch dunkel, als Paris erwachte. Er konnte nicht länger als ein paar Stunden geschlafen haben, doch war er nun wenigsens wieder klar bei Verstand! Rinozar war für ihn wieder greifbar, und er konnte auf seine Holzkräfte zurückgreifen. Paris sah sich nach Tristan um, und sagte dann: " Ich fühle mich besser. Bis es Tagt, können wir längst beim Hof sein. Wollen wir aufbrechen, oder willst du dich vorher auch ein bisschen ausruhen?" Schnell wieder auf seine Elementarkräfte zurückgreifen zu können, und die Müdigkeit abzuwerfen, hatte Paris auf der Schildmauer gelernt. Zwar herrschte seit seiner Geburt Friede mit den Eismenschen, jedoch war die Ausbildung zum "Wächter der Mauer" nicht weniger hart, wie früher....

Paris und Tristan machten sich also wieder auf den Weg. Paris fühlte sich besser, und er konnte wieder auf Rinozars Fähigkeiten zurückgreifen, weshalb er seinen Elementar losschickte, um das Gebiet vor ihnen zu erkunden. Bald schon waren sie nahe am Wehrhof, mussten aber vorher über eine Grasebene gehen. Hier wären sie für jeden sichtbar gewesen, weshalb Paris und Tristan einen Schleier, mittels Holzwirken, um sich legten. Unsichtbar, solange sie sich auf Pflanzen bewegten, schlichen also Tristan und Paris auf den Wehrhof zu.

Und sie fanden....

( Ja.... was finden wir da? Du solltest das entscheiden. Finden wir Tote vor, oder ist der Wehrhof leer`? Oder finden wir gar den Wehrhof noch voll intakt? Fyu - du darfst entscheiden )

Der Wehrhof war leer.
Komplett leer. Keine einzige Menschenseele und obwohl Tristan so etwas normalerweise begrüßt hätte, hatte er dabei kein gutes Gefühl. Ein Wehrhof, egal ob feindlich oder freundlich gesinnt, war immer belebt. Und wenn dies nicht der Fall war, dann waren alle Bewohner getötet worden. Doch hier lagen keine Leichen, es stank nicht nach Tod und sonst gab es auch keine anderen Anzeichen, darauf, dass es einen Kampf gegeben hatte.
Sie waren einfach weg, so als hätten sie sich aufgelöst und das war dem Krieger nicht geheuer. Tristan glaubte nicht an "Übernatürliches" oder andere heidnische Zauber, nur an die Kraft der Elementare. Aber Geister und Flüche oder dergleichen existierten in seinem Weltbild nicht.
Doch jetzt, wo er sich auf dem Wehrhof befand und niemand hier war, geriet sein Weltbild ins schwanken, da er keine Erklärung finden konnte.
Keiner Entführte sämtliche Bewohner eines Wehrhofes und selbst wenn, dann gab es Kampfspuren, von denen aber hier keine zu sehen waren.
Und das war ihm nicht geheuer.
Misstrauisch lief er über den leeren Hof, hier und da brannte noch ein Feuer, aber sonst war alles verlassen.
"Wir trennen uns. Du schaust außerhalb des Hofes und ich sehe nach, ob ich hier etwas finde" wies Tristan an und lies Paris zurück, in der Hoffnung, er würde nicht nachfragen und tun, was er gesagt hatte. Er gab ungern Befehle, doch im Moment brauchte er seine Ruhe um sich ein Bild zu machen um eine halbwegs logische Erklärung dafür zu finden.

Paris nickte. Eigenartige Sache. Erst war er davon außgegangen, dass das Hofvolk genau wie sie geflohen waren, doch davon hatte er noch keine Spuren gesehen. Vielleicht hatten sie ihre Spuren mittels Erdwirken und Luftwirken verwischt? Damit konnte man auch prima Kampfspuren beseitigen, wenn ein Wasserwirker das Blut in die Erde ziehen lässt. Auf jeden Fall hatte sich hier jemand die Mühe gemacht, die Spuren zu verwischen. Die Frage war nur - warum?

Paris war fest davon überzeugt - das Hofvolk musste geflohen sein, und damit ihnen niemand folgte, hatten sie ihre Spuren verwischt. Aber er hielt es nicht für angebracht seine Gedanken laut auszusprechen, da sein Begleiter offenbar ziemlich nervös war. Deshalb schickte Paris seinen Elementar Rinozar los, um das Gebiet ebenfalls abzusuchen. Blätter wirbelten auf und flogen Paris voraus. Er folgte mit dem Blick auf den Boden gerichtet, Spuren suchend.